Der Elektronik-Zauberer und das Zehn-Jahres-Syndrom
Der beste aller Schiffselektroniker hat sich wieder einmal selbst übertroffen. In seinem geheimnisvollen Labor hat er eigens für uns ein Puffer-Ladegerät gebaut. Ein makelloser Eigenbau, bestückt mit fein säuberlich dimensionierten Widerständen, soliden Sicherungen, einem Schaltplan wie aus dem Lehrbuch und natürlich einer dezenten, aber stolzen Funktionsleuchte. Kurz: Ingenieurskunst vom Feinsten.
Das passende Montageplätzchen findet sich schnell, gleich neben der Schalteinheit für die Solarpanels. Ein paar geübte Handgriffe, ein paar Klicks und Schrauben später hängt das edle Puffer-Teil an seinem Platz. Messen, prüfen, nicken – alles läuft. Nun wissen wir: Die Starterbatterie bleibt künftig stets bei Laune und sorgt dafür, dass Hauptmaschine und Generator auch nach langen Liegezeiten ohne Murren anspringen.
Nach zehn Jahren treuen Dienstes hat sich der Lüfter der Motorentlüftung verabschiedet. Totalausfall. Doch das geschulte Auge des Elektromechanikers sieht sofort: Eigentlich war das ganze Gebläse samt den meterlangen Entlüftungsrohren quer durch den Maschinenraum reine Zierde. Der Motor bekommt auch ohne Zusatzlüftung genug Atemluft, und die Abwärme entweicht ganz entspannt durch die beiden grosszügigen Öffnungen in der Bordwand. Also: Lüfter raus, Rohre weg – schon sieht der Maschinenraum deutlich aufgeräumter aus.
Wenn schon Lüfter, dann richtig: Der Badezimmer-Lüfter war ohnehin überfällig. Nach ein paar fluchtechnisch anspruchsvollen Minuten ist auch dieses Teil wieder einsatzbereit und für die nächsten zehn Jahre gerüstet.
Und weil sich technische Defekte offenbar gern in Rudeln zeigen, hat sich heute auch das Heizelement des Boilers verabschiedet. Es scheint, als hätten elektronische Komponenten an Bord eine eingebaute Ablaufzeit von exakt zehn Jahren. Mal sehen, ob ich im Internet ein Ersatzteil finde, bevor sich das nächste Bauteil vom Dienst abmeldet.
Erinnern wir uns: Auf dem Sommertörn war unser Generator beleidigt und sprang nicht mehr an, das Display schaltete sich einfach ab. Der aktuelle Test? Display tot. Generator tot. Diagnose: Batterie leer. Wie originell. Wer jetzt behauptet, ihm sei das noch nie passiert, werfe bitte den ersten Stein.
Zur Erinnerung: Seit April sind wir voll auf Solarstrom. Kein Landstrom mehr, ganz nachhaltig und selbstversorgt – jedenfalls dachten wir das. Nur blöd, dass wir dabei übersehen haben, dass die Starterbatterie des Generators eben nicht über Solar geladen wird. Sondern nur über Landstrom. Oder wenn man stundenlang den Generator laufen lässt. Hatten wir natürlich nicht. Klassiker.
Unser Elektro-Profi lässt sich nichts anmerken, denkt kurz nach, holt aus seinem Schiff ein paar ernstzunehmende Kabel und Werkzeug, steigt in den Motorraum und hängt den Generator an die Starterbatterie der Hauptmaschine. Klingt einfach, ist es aber nicht – jedenfalls nichts, was ich mir freiwillig antun würde.
