Motorstunden 3.3 / Fahrkilometer: 13.76 / Schleusen: 5 / Tunnel: 2
Logbucheintrag: Bike ’n’ Bring, Hebewerk und eine ganz besondere Trauerfeier
Unser Auto steht in Niderviller – weit weg von uns, aber strategisch geparkt. Gelegenheit also, Sarrebourg einen Einkaufsbesuch abzustatten. Wir lassen es ruhig angehen und beteiligen uns nicht am täglichen Rennen um die besten Plätze vor dem Tunnel bei Arzviller. Stattdessen widmen wir uns wichtigeren Dingen: dem Bauch der Coeur. Der bekommt heute mal wieder eine gründliche Reinigung. Muss auch sein.
Gegen Mittag machen wir uns auf Richtung Tunnel. Alles steht auf grün, keine Wartezeit. Die Letzten werden eben doch die Ersten sein – denkt man zumindest. Beim Hebewerk funktioniert das allerdings nicht. Dort sind die Letzten einfach… die Letzten. Wir müssen drei Fahrten abwarten, bis wir dran sind.
Unser Törn-Ziel ist Strasbourg. Unser Auto steht – wie gesagt – in Niderviller. Ein kleiner logistischer Widerspruch, den ich per Fahrrad löse. Die Methode nennt sich „Bike ’n’ Bring“. Ich radle zurück, hole das Auto und bringe es zur nächsten Station: Saverne. Funktioniert erstaunlich gut. Ich muss Sport machen (ob ich will oder nicht), das Auto ist nie weit weg, und ich muss mich nicht mit Bus, Bahn oder Taxi herumschlagen.
Und dann kommt der kulturelle Teil.
Am Nachmittag läuten mehrfach die Kirchenglocken. Es findet eine Trauerfeier in der Kirche statt. Dann feiern im Nachbargarten plötzlich gut gelaunte Menschen. Lachen, Gläserklirren, ausgelassene Stimmung. Mitten drin: die Betreiber der Marina in Strasbourg, unser Zielhafen. Wir fragen, was hier los ist. Antwort: „Eine sehr traurige Beerdigung.“ Ernstes Nicken. Danach wird weiter gefeiert.
Aber es gibt sie doch noch, die offizielle Zeremonie. Der Verstorbene war Binnenschiffer. Am Kanal werden Papierboote gefaltet und zu Wasser gelassen. Eine einfache, aber berührende Geste. Respekt.
Dann kippt die Stimmung. Plötzlich – Platsch! – springen mehrere Mitglieder der Trauergemeinde in den Kanal. Nackt. Ohne Vorwarnung. Nur einer, nennen wir ihn „Onkel“, bewahrt zumindest einen Rest Anstand: Hemd und Krawatte bleiben an, sonst nichts.
Wir sitzen auf unserem Schiff, etwas ratlos. Erst Trauerglocken, dann Papierboote, jetzt Nacktbaden. Frankreichs Umgang mit Tod und Leben ist… direkt. Der Skipper wird würdevoll verabschiedet, und das Leben feiert sich anschliessend selbst – ohne Kleider, aber mit Stil. Irgendwie.
Den Anblick der vielen nackten Körper versuchen wir zu verdrängen – mit mässigem Erfolg.
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