Frankreichs Kanäle brauchen uns

09.05.2025 | Reiseberichte 2025

Frankreichs Kanäle brauchen uns

Heute bin ich von Strasbourg nach Souffelweyersheim gefahren, auf dem Canal de la Marne au Rhine. Ein Wasserweg mit Geschichte – erbaut vor über hundert Jahren, durchzogen von technischer Finesse und visionärem Denken. Wer ihn befährt, spürt, dass hier nicht einfach nur gebaut wurde – hier wurde ein Stück Kultur geschaffen.

Doch diese Kultur steht still. Seit Monaten bin ich das einzige Schiff zwischen Strasbourg und Saverne. Ein Leck hatte den Kanal vorübergehend lahmgelegt – jetzt ist er wieder geöffnet, aber kaum jemand kehrt zurück. Währenddessen breiten sich die Algen unaufhaltsam aus. Die Schleusenwärterin, die täglich versucht, mit einfachsten Mitteln dagegen anzukommen, bringt es auf den Punkt: Es braucht mehr Schiffe. Mehr Bewegung. Mehr Leben.

Die Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Die französischen Kanäle sind stark – sie haben über Jahrhunderte überlebt. Aber sie brauchen uns. Wer durchfährt, hilft mit jeder Schraubenumdrehung, den Algen den Boden zu entziehen. Stillstand dagegen bedeutet Rückschritt – und langfristig den Verlust eines der schönsten und ursprünglichsten Fahrgebiete Europas.

Frankreich bietet etwas, das man anderswo kaum noch findet: Geschichte, Charakter, landschaftliche Vielfalt und das Gefühl, wirklich unterwegs zu sein – nicht einfach nur auf einer perfekt organisierten Wasserstraße. Natürlich ist die Lage derzeit nicht ideal. Aber gerade jetzt kommt es auf uns an.

Wenn wir alle nur noch in den Norden fahren, weil dort alles reibungslos läuft, verlieren wir das Besondere.

Ich möchte diesen Aufruf nicht als Klage verstanden wissen – sondern als Einladung. An alle, die sich der Geschichte der Kanäle verbunden fühlen. An alle, die nicht nur fahren wollen, sondern auch etwas bewahren möchten.

Kommt zurück. Fahrt wieder französische Kanäle. Jeder Törn ist ein Beitrag zum Erhalt dieser einzigartigen Wasserwege.

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