Ostern auf dem Wasser – statt Gotthard-Gedrängel
Während halb Europa mit Thermoboxen und Urlaubslaune bewaffnet Richtung Süden rollt, bleiben wir cool. Genauer gesagt: Wir fahren nicht mit, wir fahren Schiff. Kein 15-Kilometer-Stau vor dem Gotthardtunnel, kein Gehupe, kein ungeniessbarer Autobahnraststättenkaffee – stattdessen kommen wir am Donnerstagabend entspannt in Strassburg an. Unser Schiff liegt dort seit März und hat sich wahrscheinlich genauso auf uns gefreut wie wir auf diese Tour.
Der neue Bootsnachbar am Steg gefällt uns auf Anhieb. Warum? Ganz einfach: Er hat den Wimpel vom schleusenverein.ch gehisst. Das ist für uns so etwas wie der geheime Handschlag unter Schiffsleuten – wir wissen sofort: Der versteht uns.
Am Karfreitag dann das grosse Frühjahrsritual: Putzen. Wer ein Schiff besitzt, muss früher oder später akzeptieren, dass Reinigen zur Zen-Übung wird. Bordwand schrubben will geübt sein – und verlangt die passende Infrastruktur. Die finden wir in Souffelweyersheim, wo der Steg genau die richtige Höhe hat. Also festmachen, Putzhandschuhe an, Bürsten raus. Der Lohn der Mühe? Ein Besuch im La Carpe, einem Restaurant, das wir zufällig entdeckt haben und ab sofort nicht mehr vergessen werden. Kulinarisch top, und unsere Arme danken es uns auch.
Am Samstag heisst es: Leinen los, Kurs bergwärts nach Hochfelden. Auf dem Weg begegnen wir zwei Skippern, die mit leicht frustriertem Blick an ihrer Leine zupfen. Sie wollten nach Nancy – leider Pech gehabt. Der Kanal vor Saverne hat bekanntlich ein Leck und bleibt bis Juni dicht. Für uns aber kein Grund zur Klage: Bei Kaiserwetter verbringen wir den Nachmittag auf dem Sonnendeck, Apéro in der Hand, bis die Sonne sich rotgolden verabschiedet.
Ostersonntag. Christus ist auferstanden – wir auch, erstaunlich früh. Wir feiern in der grossen Kirche von Hochfelden mit den Einheimischen. Ein ehrlicher, berührender Gottesdienst in einer vollbesetzten Kirche. Danach geht’s zurück an Bord – wir sind wieder fahrtbereit. Fünf Schleusen später landen wir in Brumath, mitten im Wald. Die Zivilisation scheint fern, bis man direkt hinter der Brücke die Auberge de la foret entdeckt. Mal sehen, was uns dort erwartet – wir hoffen auf Flammkuchen, ein gutes Glas Riesling und vielleicht noch ein bisschen Schifferschnack.